Tee und Teekultur


Menschen im Südwesten des heutigen China kamen als erste auf die Idee, aus den Blättern der Teepflanze (Camellia Sinensis Var. Sinensis L.) ein anregendes, belebendes und gesundes Getränk und Genußmittel zu bereiten. Und nebenbei, das dafür verwendete Wasser abzukochen und damit keimfrei und unbedenklich konsumierbar zu machen. Das geschah vor Jahrtausenden und fand Eingang in die Mythologie Chinas. Angeblich war es der legendäre Kaiser Shen Nong, auf den auch die Medizinkunde Chinas zurückgeführt wird, der erstmals Tee bereitete. Der Überlieferung nach geschah das 2737 v. Chr; bedauerlicherweise ist die Tageszeit nicht überliefert worden, so dass wir nicht wissen können, ob Shen Nong auch den Five o’clock tea begründet hat.

Belegt ist, dass bereits in den Überlieferungen der Han-Dynastie (206 v. Chr. – 220 n. Chr.) Tee als Tributlieferung an den Kaiserhof erwähnt wird. Um 760 unserer Zeitrechnung schrieb Lu Yü in China das erste Fachbuch über Tee: Das Chajing, Tee-Handbuch. Es beschreibt die Herkunft, Verarbeitung und die Genusskultur des Tees. Bis heute ist die Teekultur in China lebendig und variationsreich.

Die heute weit verbreitete Methode, bearbeitete Teeblätter mit heißem Wasser aufzugießen und die so entstehende Infusion zu trinken, ist historisch die jüngste Art der Teebereitung. In früheren Zeiten wurde Tee zusammen mit anderen Zutaten zu einer Art Suppe gekocht. Diese Art des Teetrinkens kennt man noch in Tibet und in der Mongolei, der  so genannte Buttertee.

Im China der Zeit von Lu Yü beschränkte man sich auf ein wenig Salz als einzige Zugabe zu pulverisiertem Tee, der in kochendes Wasser eingerührt und dann abgeschäumt wurde.

Später wurde die Methode entwickelt, reines, fein gemahlenes Teepulver ohne weitere Zutaten mit Wasser schaumig aufzuschlagen. Genau diese Art des Teebereitens wurde von Japanern übernommen und zur heutigen Teezeremonie weiterentwickelt. In China wird diese Zubereitungsart nicht mehr praktiziert.

Die Entwicklung der Teekultur Japans ist eng mit der Entwicklung des dortigen Buddhismus verknüpft.

Buddhistische Mönche aus Japan reisten nach China, um in dortigen Klöstern von ihren Mitmönchen zu lernen, heilige Schriften zu lesen und diese zu kopieren. Dabei lernten sie auch ein gesundes, wohlschmeckendes und die Konzentration förderndes Getränk kennen: Den Tee, der damals in China so zubereitet wurde, wie das noch heute bei der japanischen Teezeremonie geschieht: fein pulverisiert und mit heißem Wasser schaumig aufgeschlagen.

Die Mönche brachten nicht nur diese Sitte des Teetrinkens mit zurück nach Japan, sondern ebenso den Tee selbst, die für seine Zubereitung nötigen Gerätschaften und schließlich sogar lebende Teepflanzen, die sie in ihrer Heimat anbauten. Die ältesten Teegärten Japans haben eine vielhundertjährige Geschichte.

Von den Klöstern ausgehend, verbreitete sich das Teetrinken in ganz Japan. Zunächst entdeckte der Adel die neue Sitte, später auch der Schwertadel (Samurai) und die wohlhabenden Kaufleute. Heute ist das Teetrinken ein fester Bestandteil der Alltagskultur Japans.